Rettung einer Streuobstwiese in Bad Soden-Altenhain

Streuobstwiesen sind die artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa. Deshalb setzt sich der NABU bereits seit Jahrzehnten für den Erhalt und den Schutz dieses alten Kulturguts ein. Wir freuen uns daher, dass wir kürzlich mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des MTK eine Obstbrache bei Bad Soden-Altenhain erwerben konnten. Rechtzeitig vor Beginn der Brutzeit wurde die Obstbrache nun entbuscht – und damit vor der weiteren Verbrachung gerettet . Einige umgestürzte alte Obstbäume werden demnächst zersägt und zu kleinen Altholzinsel für Eidechsen, Blindschleichen etc. aufgeschichtet.  Im Herbst ist geplant, die entstandenen Baum-Lücken mit Neupflanzungen alter Apfelsorten aufzufüllen.

 

… die verbrachte Streuobstwiese vor Beginn der Entbuschung:

… und nach dem Arbeitseinsatz der NABU-Aktiven:

 

 

Schwalbach hat einen neuen „Glockenturm“

Im Obergeschoss des ehemaligen Trafoturms „Am Brater“ in Schwalbach hängt nun eine sogenannte Wärmeglocke. Hierin finden Fledermäuse ein geschütztes Sommerquartier – auch wenn im Spätherbst die Tage kälter werden. Das Fenster im Obergeschoß des Trafoturms wurde durch ein Einfluggitter ersetzt, um den Fledermäusen den freien Einflug in den Turm zu ihren Quartieren zu ermöglichen. Nun hoffen die Fledermausschützer des NABU darauf, dass im auch um den Turm herum bald viele Fledermäuse flattern. Dann wird der Trafoturm umgetauft zum „Flatterturm“.

 

 

 

 

Bewährungsprobe für neuartige Steinkauzröhren

Steinkäuze suchen sich ihre Brutplätze gerne in Höhlen alter Obstbäume auf Streuobstwiesen. Da dort jedoch passende Baumhöhlen selten zu finden sind, montieren wir hier schon seit mehren Jahrzehnten Steinkauzröhren als  künstliche Nisthilfen. Leider bieten diese Röhren aber keinen Schutz gegen Marder. Dem wollen wir mit neuartigen Röhrenkonstrukionen begegnen. Bei diesen Steinkauzröhren ist der Brutraum durch eine Schleuse mit gegenläufigen Pendeln für die Steinkäuze zwar passierbar, für  Marder jedoch versperrt – soweit die Theorie. Zunächst in den Streuobstwiesen rund um Bad Soden und Königstein haben wir mit der Montage dieser neuen Röhrentypen begonnen. Nun sind wir gespannt, ob sich unsere Hoffnungen erfüllen.

 

 

Bestanderfassung der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge im MTK

In 2020 wurden die Ameisenbläulinge kreisweit wieder in den bekannten Vorkommensgebieten kartiert.  Die Bestände sind im Vergleich der letzten Jahre stark eingebrochen. Vom Dunklen Ameisenbläuling wurden nur noch 27% der Individuen des Durchschnitts der letzten 5 Jahre festgestellt, beim Hellen Ameisenbläuling waren es sogar nur noch 20%. Der Grund für diesen starken Rückgang der Populationen ist momentan noch unklar. Der Gutachter vermutet einen Einfluss der letzten sehr trockenen und heißen Sommer auf die Wirtsameisen der schmarotzenden Bläulinge, die sich evtl. aus den zu warmen und trockenen Grünlandbereichen zurückgezogen haben. Wir werden versuchen, die weitere Entwicklung der Schmetterlinge im Auge zu behalten. Der aktuelle Bericht über die Bestandssituation der beiden Wiesenknopf-Ameisenbläulinge im MTK kann hier heruntergeladen werden:

Maculinea MTK 2020

 

Eulen-Saison 2020

Eulen im MTK, Wiesbaden und Umgebung 2020

Die Anzahl der Steinkauz-Brutpaare ist wiederum sehr erfreulich, sie haben sich auf recht hohem Niveau stabilisiert. Etwas kritisch ist der geringe Bruterfolg zu sehen, aber so lange die Reviere im üblichen Ausmaß besetzt sind, scheint sich die Population zu halten. Der Steinkauz ist im Gegensatz zur Schleiereule weniger wählerisch, was die Beutetiere angeht und kommt bislang in unserer Kulturlandschaft zurecht. Solange ausreichend Nistplätze vorhanden sind müssen wir uns aktuell kaum Sorgen um diese Art machen. Mittelfristig ist abzuwarten, wie sich der schleichende Rückgang der Streuobstwiesen auf die Art auswirkt.

Anders sieht es wohl bei der Schleiereule im MTK und in Hessen aus. Diese fast ausschließlich auf Mäuse spezialisierte Art brütet zurzeit mit nur sehr wenigen Brutpaare in unserem Landkreis. Bei dieser Art besteht mittelfristig wirklich die Gefahr, dass sie bei uns aussterben könnte. Glücklicherweise (für die Schleiereule) sind die Winter bei uns milder geworden, so dass wenigstens diese Zeit weniger schwierig zu überbrücken ist. Es gibt 2020 Bruthinweise aus Weilbach, Eddersheim und Schwalbach.

Der Uhu ist seit Jahren im Vordertaunus angekommen und hat sich je nach Habitat auf einen Teil seines Beutespektrums spezialisiert. In den Taunustälern lebt er offenbar gut von Vögeln (u.a. Krähen, Tauben, Greifvögeln), Igeln und Ratten, in den Kiesgruben und deren Umfeld sind Kaninchen eine beliebte Beute. Er brütet nicht nur an Felsen und in Kiesgruben/Steinbrüchen, sondern ist auch mitten in der Stadt anzutreffen, wenn geschützte Brutplätze wie das Hundertwasserhaus in Bad Soden vorhanden sind. Die Brutplätze sind nicht jährlich besetzt, mit Ausnahme von Bad Soden. Die Anzahl der rufenden Uhus lässt aber auf weitere unbekannte Brutpaare/-plätze schließen. Kürzlich rief ein Uhu mitten aus der Hofheimer Innenstand vom Dach einer Kirche. Auch in Neuenhain wird häufiger die Kirche als Rufplatz wählt, die Höhe der Gebäude ist offenbar attraktiv für die Uhus. In anderen Städten brüten Uhus mittlerweile auch regelmäßig in Kirchen, wenn sie dort geeignete Brutplätze finden.

Von der Waldohreule bekommen wir eigentlich nur Daten, wenn die Jungvögel im Mai/Juni in der Dämmerung und nachts ihre weit hörbaren Bettelrufe erklingen lassen. Im Herbst werden manchmal kleine Gruppen von Tieren entdeckt, die zusammen die Tage in Bäumen verbringen, wie in Wicker. Hier lässt sich bei uns kein eindeutiger Trend ableiten. Es ist aber zu befürchten, dass mit dem allgemeinen Rückgang der Mäuse auch die Waldohreulen seltener werden.

Der Waldkauz ist unser Allrounder, der sich in Schwarzspechthöhlen, ausgefäulten Baumhöhlen, aber auch in Gebäuden an vielen Stellen des MTK wohl fühlt. Wenn man zur richtigen Jahreszeit in der Dunkelheit unterwegs ist, hört man meistens auch Waldkäuze rufen.

Die auf größere Höhenlagen spezialisierten Raufußkäuze haben vor 3 Jahren erstmals an der Grenze des MTK zum HTK in einem Nistkasten gebrütet. Diese Art ist extrem von der Mäuseverfügbarkeit in den Wäldern abhängig. In guten Mäusejahren ist damit zu rechnen, dass in den Höhenlagen von Ruppertshain und Eppenhain vereinzelt Bruten in Nadelwäldern stattfinden, sofern der Klimawandel dort auch in Zukunft Fichten wachsen lässt. In schlechten Mäusejahren setzt die Art mit der Brut aus und ist nur schwer nachzuweisen.

Unsere kleinste Eulenart, der Sperlingskauz, kommt seit ein paar Jahren lokal und vereinzelt im Taunus vor, aber nur in höheren Lagen (Altkönig, Feldberggebiet) und nicht im Jahr.

(Autor: Michael Orf, HGON Kelkheim)

 

Waldkauz im Schwalbacher Wäldchen (Foto: G.Sieper)