Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.
Die HGON ist ein Zusammenschluss von Ornithologen und Naturinteressenten in Hessen, die sich vor allem die Erfassung der Vogelavifauna in Hessen, den Schutz gefährdeter Landschaftsteile (wie z. B. Streuobstwiesen, Feuchtgebiete, Mager- und Trockenrasen, Naturwald), den Schutz und die Renaturierung der Bach- und Flußauen im Rahmen eines eigenen Auenverbundes Hessen als Ziel gesetzt haben.
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NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
Der NABU als „Bund für Vogelschutz“ gegründet, ist der
- älteste und größte Naturschutzverband Deutschlands.
- Er versteht sich heute als moderne, internationale Naturschutzorganisation.
Der NABU Hessen ist in vielen Orts- und Kreisgruppen Hessens organisiert, um von der „Basis her“ Naturschutzmaßnahmen anzuregen und zu betreiben. Hessenweit bemüht sich der NABU vor allem um naturnahen Waldbau, um den Schutz seines Wappenvogels, des Weißstorches, und den Erhalt großer Naturlandschaften (z.B. Vogelsberger Teiche).
Im Main-Taunus-Kreis haben sich die Mitglieder beider Organisationen auf Kreisebene zu einem gemeinsamen Arbeitskreis zusammengeschlossen.
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HGON & NABU Main-Taunus – der Arbeitskreis zwischen zwei Großstädten
Wer von Nord- oder Südhessen in das Rhein-Main-Gebiet kommt, vermutet hier alles, nur keine Natur. Hochhäuser. Ort an Ort, Autobahnen und Schnellstraßen und dann auch noch eine ICE-Trasse. Aber der erste Anschein trügt – es gibt zwischen Frankfurt und Wiesbaden bzw. zwischen dem Hochtaunus und Main den AK Main-Taunus der HGON, der sich in Personalunion mit dem Kreisverband des NABU seit vielen Jahren hier um Fauna und Flora kümmert.
Da sind zunächst die vielen „Eulenaktivisten“, die in den Streuobstwiesen zusammen mit den Kollegen in Wiesbaden seit über 20 Jahren ein Netzwerk von Steinkauzröhren in den Streuobstwiesen beider Kreise betreuen und die Beringung der Nestlinge organisieren. In diesem Jahr brüteten im MTK 64 und in Wiesbaden 32 Brutpaare mit insgesamt 226 Jungvögeln. Seit einigen Jahren ist auch der Uhu mit mehreren Paaren wieder im Kreis heimisch geworden, wobei die spektakulärste Brut jährlich auf dem Hundertwasserhaus von Bad Soden erfolgt und die Jungvögel die Bewohner auf ihren Balkonen überraschen. Auch für den Raufußkauz wurde ein Netz von Brutkästen an und jenseits der Kreisgrenze zum Hochtaunus geschaffen. Die Anzahl der Brutpaare schwankt zwischen 0 – 5. Auf der Deponie Wicker wird zusammen mit dem BUND die letzte Steinschmätzer – Kolonie Hessens mit bis zu 25 Paaren betreut.
Viele Mitarbeiter beteiligen sich an Monitoring-Programmen, die sich außer auf Vögel, wie Wasservögel, Kormoran, Saatkrähe, Häufige Brutvögel auch auf Fledermäuse, Amphibien, Schmetterlingen und Libellen erstrecken. So wurde in den letzten Jahren in den Kiesgruben die seltene Zierliche Moosjungfer entdeckt und an den Waldquellen nahe Eppstein ein Hotspot der seltenen Gestreiften Quelljungfer. Für Fledermäuse wurde zusammen mit dem NABU Bad Soden Quartiere in einem alten Wasserspeicher und aktuell in einem Trafohäuschen angelegt.
Parallel zu Artenschutzmaßnahmen und Monitoring läuft aber auch unser Bemühen wertvolle Grundstücksflächen für den Naturschutz zu erwerben, was nur durch öffentliche Zuschüsse und private Spenden möglich ist. Neben den finanziellen Mitteln ist viel Geduld erforderlich, weil sich die Suche nach den gegenwärtigen Eigentümern sich oft als sehr schwierig gestaltet.
Im FFH-Gebiet Wiesen im Süßen Gründchen in Bad Soden beschränkten sich die letzten Vorkommen der seltenen Schmetterlingsart Heller Ameisenbläuling auf nur noch wenige 100 Quadratmeter und sie mussten mit Kleingärten, Verbuschungen und Fichtenriegeln konkurrieren. Durch Grundstückskäufe von Kreis, Gemeinde und NABU wurde das Tal wieder durchgängig als Wiesental entwickelt. Dadurch hat sich die Zahl der Hellen und auch Dunklen Ameisenbläulinge beträchtlich erhöht.
Vor zehn Jahren hat die HGON an der neuen ICE-Strecke Frankfurt -Köln ca. 13,5 ha Ausgleichsfläche erworben. Trotz hoher Hürden und Warnungen von Kollegen kauften wir die Flächen mit der Auflage 5 ha Wald und eine Streuobstfläche auf einem Privatgrundstück anzulegen und die Restflächen regelmäßig zu mulchen. Mittlerweile haben wir dort mit Hilfe eines Landwirts ein Mosaik artenreichen Grünlands mit Gehölzinseln entwickelt. Ein dort angelegter Tümpel half dabei, dass sich inzwischen weitere Vogelarten (Brutvogel Rohrweihe) und viele Insektenarten ansiedeln. Daneben erwarben wir im ganzen Landkreis zahlreiche kleinere Grundstücke, vor allem in den Bachauen. Von uns angelegte Amphibiengewässer wurden sofort von Amphibien und Libellen angenommen.
Grundstückserwerb bedingt aber auch Kontrolle und Pflege der Flächen. Neben unserem Landwirt hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die im Winter und zeitigem Frühjahr draußen tätig wird. Höhepunkt des jeweiligen Einsatzes ist immer das gemeinsame Frühstück mit Fleischwurstspende.
Drei Kiesgruben in der Mainebene wurden durch unsere Anregung zu Naturschutzgebieten. Eine vierte Grube wird seit dem Beginn des Abbaus vor über 30 Jahren von uns für den Naturschutz entwickelt und auch gepflegt.
Einen Grundstückskauf in Kelkheim finanzierten wir mit Hilfe des Natur Fund in Wiesbaden. Als vor fünf Jahren vom Nature Fund und des Entomologischen Vereins „Apollo“, Frankfurt ein Partner zum Erwerb von Grundstücken im FFH-Gebiet Oberreifenberger Wiesen gesucht wurde, hatten wir ein neues Projekt im Nachbarkreis, wo die Kollegen uns gerne grünes Licht gaben. Der Verein Apollo hatte erfolgreich die finanziellen Mittel über den Nature Fund akquiriert und es fehlte nur ein Naturschutzverband, der sich als neuer Eigentümer für die Pflege verantwortlich zeigte. Insbesondere bei diesem Projekt erweist sich die Feststellung der Eigentümer als besonders schwierig. Aber welch ein Lohn für die Mühe. Es sind die floristisch besten Wiesen im Hochtaunus mit Arnika, Orchideen und anderen seltenen Pflanzen. Hinzu kommt eine reiche Schmetterlings- und Insektenfauna.
Abschließend ist zu sagen, trotz viel Beton und Verkehr gibt es in unserem Kreis viele gut vernetzte naturnahe Flächen, die weiterhin die zahlreich aktiven Mitglieder unseres Arbeitskreises auf Trapp halten.
Ms. 27.10.2020