Das hessische Eulenjahr 2003
Beachtenswert zeitnah ist es Bernd Flehmig, dem Leiter unserer AG Eulen, gelungen, die Ergebnisse des hessischen Eulenjahres 2003 zusammenzufassen. Wenn man bedenkt, dass an den Erfassungen der hessischen Eulen weit mehr als 100 Beobachter teilnehmen, ist dies eine große Leistung. Dem großen Engagement der AG-Mitarbeiter und ihres Leiters verdanken wir auch 2003 sehenswerte Ergebnisse.
Wenn wir die Ergebnisse als Ganzes betrachten, können wir 2003 wohl als durchschnittliches Eulenjahr bewerten. Besonders beim Steinkauz gab es wieder einen erfreulichen Spitzenwert.
Die Daten der erstmalig erfassten Waldohreule haben noch keine Aussagekraft. Ich glaube sicher, dass sich in den nächsten Jahren noch mehr Mitarbeiter mit der Art befassen werden, um das Ergebnis zu verbessern.
In vielen Kreisen werden bei Schleiereule und Steinkauz keine durchgängigen Erfolgskontrollen gemacht, so dass die angegebenen Jungenzahlen keine repräsentative Aussagekraft über den wirklichen Bruterfolg haben.
1. Schleiereule
Wie erhielten Meldungen aus 21 hessischen Kreisen von 493 Bruten der Schleiereule. Aus Frankfurt erhielten wir nur eine Meldung von einer einzigen Brut. Nachdem im Werra-Meißner-Kreis auch in 2003 keine Kontrollen gemacht wurden, konnten die dortigen Brutpaare nicht mehr aufgenommen werden. Die Meldungen aus Darmstadt konnten ebenfalls nicht verwendet werden, da an den Brutplätzen keine Kontrollen erfolgten. Auch aus dem Odenwald gingen keine Meldungen ein.
Seitdem die Jungeulen in den meisten Kreisen nicht mehr beringt werden, haben die Brutzeitkontrollen stark nachgelassen, was ich sehr bedauere! Aus den meisten Kreisen kommen nur sehr unvollständige Meldungen über die Jungenzahlen. Aus den wenigen Kreisen, in denen noch Kontrollen gemacht werden, können wir schließen, dass es ein mittelmäßiges Schleiereulenjahr war.
- Hersfeld-Rotenburg durchschnittlich 4,3 Junge pro Brut
- Rheingau-Taunus-Kreis durchschnittlich 3,6 Junge pro Brut
- Main-Taunus-Kreis durchschnittlich 4,2 Junge pro Brut
- Main-Kinzig-Kreis durchschnittlich 4,55 Junge pro Brut
- Bergstraße durchschnittlich 3,3 Junge pro Brut
- Wetterau durchschnittlich 3,1 Junge pro Brut
2. Steinkauz
Mit 690 gemeldeten Brutpaaren war es das drittbeste Jahr für den Steinkauz seit Beginn der Erfassung. Das Brutergebnis war mit durchschnittlich 2,1 Jungen pro Paar im Wetteraukreis bis hin zu 3,0 Jungvögeln je Brut im Main-Taunus-Kreis besser als im Vorjahr. Die Ausbreitung nach Nordhessen, wo die Art in den 1980er Jahren im gesamten Regierungsbezirk Kassel ausgestorben ist, hält an: Im Kreis Marburg-Biedenkopf wurden sieben Reviere festgestellt. Diese insgesamt positive Tendenz ist den intensiven Schutzmaßnahmen zu verdanken. Sie ist für den Erhalt der Art in ganz Deutschland von großer Wichtigkeit: Zusammen mit Vorkommen in Rheinland-Pfalz ist die hessische Population einer von zwei Verbreitungsschwerpunkten in Deutschland. In Bayern gibt es z. B. überhaupt keine Steinkäuze mehr!
Wir erhielten Meldungen aus 16 hessischen Kreisen. Leider standen aus Frankfurt keine Daten zur Verfügung. Mit 690 gemeldeten Brutpaaren war es das drittbeste Ergebnis seit Beginn der Erfassung. Auch das Brutergebnis war in den meisten Kreisen wieder besser als 2002.
Durchschnittliche Reproduktionsrate
- Main-Kinzig-Kreis 2,28 Junge pro Paar
- Wetterau 2,1 pro Paar
- Wiesbaden 2,46 pro Paar
- Main-Taunus-Kreis 3,0 pro Paar
Im Kreis Marburg-Biedenkopf hat sich das Vorkommen mit 7 besetzten Revieren und 5 erfolgreichen Bruten weiter stabilisiert. Herr Rockel, Vogelsbergkreis, meldete, dass in einem parkähnlichen Gelände bei Schlitz an der Fulda Steinkäuze beobachtet worden sind. Da dort auch Nisthilfen angeboten werden, hoffen wir auf einen baldigen Brutnachweis.
3. Rauhfußkauz
Der Rauhfußkauz wurde aus 14 Kreisen gemeldet, wobei insgesamt 124 besetzte Reviere mit Schwerpunkten in den Kreisen Werra-Meißner und Marburg-Biedenkopf gefunden wurden. Damit war 2003 das beste Jahr nach 1993. Erstmals konnte sogar eine Brut in der Wetterau nachgewiesen werden.
4. Sperlingskauz
Wir erhielten Meldungen aus 9 hessischen Kreisen. Mit 68 Revieren des Sperlingskauzes war das Ergebnis nur wenig geringer als der bisherige Höchststand von 79 Paaren im Jahr 2002. Entweder lässt die Aufmerksamkeit gegenüber dieser Art allmählich nach oder der Bestand beginnt sich zu stabilisieren.
Die Reviere im Werra-Meißner-Kreis wurden ausschließlich durch Rufnachweise gefunden. Herr Menning berichtete aus seinen Beobachtungsgebieten von einer gleichbleibenden Tendenz. Herrn Schaffert gelangen im Odenwald 3 Brutnachweise, bei denen er den Bruterfolg nachweisen konnte. Er ermittelte 1 x 5 Junge und 2 x 4 Junge.
- Kreis Marburg-Biedenkopf 14 besetzte Reviere
- Kreis Waldeck-Frankenberg 3 besetzte Reviere
- Fulda 4 besetzte Reviere
- Vogelsberg 3 besetzte Reviere
- Kassel 1 besetzte Reviere
- Main-Kinzig 8 besetzte Reviere
- Schwalm-Eder 6 besetzte Reviere
- Odenwald 3 besetzte Reviere
- Werra-Meißner 26 besetzte Reviere
5. Uhu
Nach intensiver menschlicher Verfolgung starb der Uhu um 1915 in Hessen aus. Die letzten Bruten fanden 1910 bis 1914 in Nordhessen statt. Schon in den 1930er Jahren wurden Wiederansiedlungsversuche mit einigen freigelassenen Vögeln im Vogelsberg und Odenwald durchgeführt, die jedoch scheiterten. Nachdem in den umliegenden Bundesländern in den 1960er Jahren Wiederansiedlungsprogramme gestartet wurden, gelangen ab Mitte der 1970er Jahre wieder einige Beobachtungen in Hessen. 1977 fand im Kreis Limburg-Weilburg, auch heute noch ein Schwerpunkt der Uhuverbreitung in Hessen, die erste Brut nach etwa 60 Jahren statt. Die weitere Entwicklung können Sie der Abbildung entnehmen. Inzwischen kann der Bestand dieser beeindruckenden Eule in Hessen als gesichert gelten, wenn auch Hinweise auf illegale menschliche Verfolgung in den letzten Jahren wieder zunehmen.
Wie im Jahr 2002 erhielten wir Meldungen aus 15 hessischen Kreisen. Mit 63 gemeldeten Revierpaaren gab es einen leichten Anstieg um 6 Paare gegenüber 2002. Im NSG „Kühkopf-Knoblochsaue“ wurde der Uhu wieder ganzjährig verhört. Es wird wieder eine Baum- oder Bodenbrut vermutet. Ein Nachweis gelang nicht. Alle bekannten Bruten fanden in Sandgruben oder Steinbrüchen statt.
Der hessische Gesamtbestand kann in Anbetracht der in den Vorjahren besetzten und aktuell nicht kontrollierten Brutplätze z.Zt. auf etwa 80 bis 100 Paare geschätzt werden. Damit brüten etwa 15% der deutschen Population in Hessen.
Kreis Brutpaare Gemeldete Jungvögel
Kreis | Brutpaare | Gemeldete Jungvögel |
Schwalm-Eder | 3 | 1-2-1 |
Marburg-Biedenkopf | 8 | 1-2-1-3-1-?-?-? |
Limburg-Weilburg | 6 | ?-?-?-?-?-1 |
Vogelsberg | 1 | ? |
Waldeck-Frankenberg | 6 | 1-?-2-1-?-? |
Groß-Gerau | 1 | ? |
Kassel | 5 | 3-?-?-?-7 |
Odenwald | 1 | 1 |
Bergstraße | 5 | 3-2-3-2-? |
Lahn-Dill | 3 | 1-1-? |
Fulda | 1 | 2 |
Gießen | 5 | 3-3-3-?-? |
Wetterau | 4 | 3-1-2-2 |
AK-Dieburg | 5 | 2-1-3-?-? |
Werra-Meißner | 9 | 2-2-3-3-3-2-3-?-? |
(Uhu-Foto: Manfred Delpho, Quelle: NABU-Homepage)
6. Waldohreule
Der Bestand der Waldohreule ist seit einigen Jahren vor allem in Nord- und Mittelhessen sehr deutlich zurück gegangen. Da sie sich jedoch sehr still verhält und auch bei der Balz recht unauffällig ruft, wird sie meist nur zufällig gefunden. Daher wissen wir über die tatsächliche Bestandsgröße und das Ausmaß der Verluste nur sehr wenig. Die Aufnahme der Waldohreule in das Erfassungsprogramm der AG Eulen soll helfen, diese Fragen zu beantworten.
Die Waldohreule haben wir 2003 erstmalig erfasst. Wir erhielten Meldungen aus 18 hessischen Kreisen mit insgesamt 131 besetzten Revieren. Damit ist immerhin ein Anfang gemacht. Die Ergebnisse sind in fast allen Kreisen noch etwas dünn, da ist mehr drin! Allein aus Idstein, Rheingau-Taunus-Kreis, bekamen wir Meldung über 10 erfolgreiche Brutpaare. Ich erinnere noch einmal an die 2 gängigsten Methoden zur Erfassung der Waldohreule:
- Bis zum Laubaustrieb absuchen der bekannten Krähen- und Elsternester soweit einsehbar. Da die Eulen manchmal schon ab März „sitzen“, kann man oft die Köpfe mit den Federohren und den Schwanz gut sehen.
- Ab ca. Mitte bis Ende Mai zu Beginn der Dämmerung in den potentiellen Brutgebieten lauschen. Das Fiepen der Jungen ist oft bis 100 m weit und mehr zu hören.
Eine nennenswerte Winterschlafgesellschaft mit 20 – 25 Eulen wurde nur aus Gießen gemeldet.
Stefan Stübing, Bernd Flehmig