Das hessische Eulenjahr 2006
Ergebnisse der Brutzeiterfassung von 6 Eulenarten in Hessen
Nach dem Mäusegradationsjahr 2005 mit den Rekordergebnissen bei allen erfassten Arten war 2006 ein sehr schlechtes Eulenjahr. Aufgrund des Kleinsäugerzusammenbruchs waren die Reproduktionsraten vor allem bei der Schleiereule die schlechtesten seit Beginn unserer Erfassung im Jahr 1993.
Wie schon in den vergangenen Jahren wurden bei Schleiereule und Steinkauz in vielen Kreisen keine durchgängigen Erfolgskontrollen durchgeführt, so dass die angegebenen Jungenzahlen in den Tabellen keine repräsentative Aussagekraft über den wirklichen Bruterfolg haben.
1. Schleiereule
Wir erhielten Meldungen aus nur 17 hessischen Kreisen. Aus Gießen kam nur ein geschätzter Wert, der in der Auswertung leider nicht verwendet werden kann.
Es wurden nur 284 Bruten gemeldet, davon ganze 5 Zweitbruten. Deutlicher lässt sich das schlechte Eulenjahr wohl nicht belegen.
Die Zahlen über den Bruterfolg sind wie immer unvollständig, da in vielen Kreisen keine vollständigen Kontrollen durchgeführt werden.
Nachfolgend die Reproduktionsraten aus 3 Kreisen mit vollständigen Kontrollen:
- Main-Kinzig-Kreis durchschnittlich 2,88 Junge pro Brut
- Wetteraukreis durchschnittlich 3,3 Junge pro Brut
- Hersfeld-Rotenburg durchschnittlich 4,2 Junge pro Brut
Anbei finden Sie ein Plädoyer für artgerechte Schleiereulen-Nisthilfen. Otto Diehl und mit ihm die Leitung der AG-Eulen, kämpft seit Jahren gegen die viel zu kleine Brutkiste, wie sie immer noch von der Fa. Schwegler vertrieben wird. Diese Kiste zu verwenden ist natürlich einfach und bequem. Sie entspricht aber nicht den Anforderungen, welche die Jungeulen, es können ja auch schon mal 8 Stück sein, für ihren Bewegungsdrang benötigen. Als Optimallösung empfiehlt Otto Diehl die abgebildete und beschriebene Eulenstube. Das ist natürlich ein aufwendiger Bau und nicht von allen und nicht überall realisierbar. Als Minimalforderung sollten zumindest die auch in unserem Arbeitsblatt „Schleiereulen-Nisthilfe“ beschriebenen größeren Brutkisten verwendet werden. Diese haben mehr als den doppelten Rauminhalt als die fertigen Schweglerkisten.
2. Steinkauz
Wir erhielten Meldungen aus 15 hessischen Kreisen, in Groß-Grau wurden wegen Aktivitäten für Adebar die Steinkäuze nicht kontrolliert. Im Kreis Bergstraße fand aus gesundheitlichen Gründen keine Kontrolle statt. Es wurden 863 Brutpaare gemeldet. Die hohe Zahl ist wohl die Folge des Rekordjahres 2005 und des milden Winters. Die Reproduktionsrate war aber sehr schlecht. Es gab viele Ausfälle und Depotmäuse sah man in den Röhren so gut wie keine. Hier die Reproduktionsraten aus 3 Kreisen, in denen vollständige Kontrollen stattfanden.
- Wetteraukreis durchschnittlich 1,62 Junge pro Brutpaar
- Frankfurt durchschnittlich 1,69 Junge pro Brutpaar
- Main-Kinzig-Kreis durchschnittlich 1,35 Junge pro Brutpaar
3. Rauhfußkauz
Wir erhielten Meldungen aus nur 3 hessischen Kreisen. Es wurden 23 besetzte Reviere gemeldet. Brutnachweise wurden keine erbracht. Auf einer langjährig bearbeiteten Probefläche im Main-Kinzig-Kreis schritt kein einziger Kauz zur Brut. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Meldungen aus dem Werra-Meißner-Kreis nur auf Rufnachweisen basieren!
4. Sperlingskauz
Wir erhielten Meldungen aus 7 hessischen Kreisen. Es wurden 40 besetzte Reviere gemeldet. Im Kreis Bergstraße gelang ein Brutnachweise mit mind. 2 Jungen. Im Hochtaunuskreis gelangen erstmalig 2 Nachweise mit Sichtbeobachtungen.
5. Uhu
Wir erhielten Meldungen aus nur 12 hessischen Kreisen. Es wurden 55 Revierpaare gemeldet. Die niedrige Zahl hängt wohl auch mit dem unbefriedigten Meldeverhalten in einigen Kreisen zusammen. So haben z.B. 2005 im Kreis Gießen 11 Paare gebrütet und in 2006 nicht Eines !?
Alle gemeldeten Bruten fanden in Sandgruben oder Steinbrüchen statt. Von eventuellen Baumbruten auf dem Kühkopf haben wir keine Meldung erhalten.
Kreis | Revierpaare | Gemeldete Jungvögel |
Waldeck-Frankenberg | 5 | 2- – ? ? |
Limburg-Weilburg | 5 | 2 – – – – |
Lahn-Dill | 1 | 2 |
Wetterau | 8 | 2-2-2, 3,2,2 |
Fulda | 3 | 2 ?? |
Main-Kinzig | 1 | ? |
Marburg-Biedenkopf | 2 | – ? |
Hersfeld-Rotenburg | 1 | – |
Werra-Meißner | 12 | 2,1,3,3,1,2,2,2,1,2,2,2 |
Odenwald | 2 | 2 – |
Bergstraße | 10 | 3,1,2 – – – ? ? – 2 |
Altkreis DA-Dieburg | 5 | 3,2,3 – 2 |
6. Waldohreule
Bedingt durch das mangelhafte Nahrungsangebot war das schlechte Ergebnis bei der Waldohreule zu erwarten. Wir erhielten Meldungen aus nur 10 hessischen Kreisen mit 37 besetzten Revieren. Noch einmal sei auf die bemerkenswerte Winterschlafgesellschaft in Amöneburg am 27.2.06 mit 47 Eulen hingewiesen.