Das Eulenjahr im Main-Taunus-Kreis 2012
Steinkauz 2012
Gesamtpopulation: 96 Brutpaare ( 7 Bp mehr als 2011 )
Wir können wieder einmal auf ein gutes Steinkauzjahr zurückblicken. Im Feld und auf den Wiesen gab es gebietsweise sehr viele Mäuse. Ende Mai wurden in einer Niströhre in Breckenheim 15 deponierte Mäuse gezählt! Eigentlich hat ja der Schnee zum Wärmen gefehlt, aber die Natur überrascht uns immer wieder aufs Neue. Anders war wohl die Situation im Wald. Im Rheingau-Taunus-Kreis wurde nur eine erfolgreiche Brut vom Rauhfußkauz gefunden.
Der schneearme Winter und das gute Nahrungsangebot waren aber den Schleiereulen willkommen. In den 3 betreuten Kreisen gab es insgesamt 20 Brüten, davon 4 mit 8 Jungen.
Kontrollierte Gesamtjunqenzahl: 272 ( 71 mehr als 2011 )
Der gemittelte Bruterfolg lag mit 2,8 Jungen pro Paar über der von M. Exo errechneten Mindestreproduktionsrate von 2,35 jungen pro Paar. 13 Paare hatten keinen Bruterfolg.
Für die beiden Teilbereiche ergeben sich folgende Daten:
Wiesbaden
- Brutpaare: 31 ( eins weniger als 2011 )
- Jungenzahl: 87 (19 mehr als 2011 )
- Durchschnittlicher Bruterfolg: 2,8 juv. pro Bp.
- Paare ohne Bruterfolg: 9
Main-Taunus-Kreis und Teile des südlichen Hochtaunuskreises
- Brutpaare: 65 ( 8 mehr als 2011 )
- Jungenzahl: 185 ( 52 mehr als 2011 )
- Durchschnittlicher Bruterfolg: 2,8 juv. pro Bp.
- Paare ohne Bruterfolg: 4
- Bruterfolg unbekannt: 6
Schleiereulen in der ev. Kirche Bremthal – MTK
Ende der achtziger Jahre wurden im Turm der Kirche von Erwin Pleines und Alois Benedikt zwei baugleiche Schleiereulen-Brutkästen eingebaut. Die Kästen befinden sich auf gleicher Ebene und liegen etwa 3 bis 4 Meter auseinander. Der Einflug von Kasten 1 zeigt nach Süden, der von Kasten 2 nach Osten.
Anfangs waren die Kästen von Turmfalken besetzt. Die erste Schleiereulenbrut fand 1991 statt. In den Folgejahren waren die Kästen, bis auf wenige Ausnahmen, regelmäßig von Turmfalke und Schleiereule besetzt. Meistens brütete der Falke in einem Kasten und die Eule im Anderen. Oft gab es Zweitbruten von der Schleiereule. Aber niemals besetzte eine Art beide Kästen gleichzeitig.
Am Abend des 3. Juli 2012 bestiegen Alois Benedikt und Bernd Flehmig den Turm, um die jungen Schleiereulen zu beringen, die Alois einige Wochen zuvor in einem Kasten festgestellt hat.
Dann gab es eine große Überraschung!!!
In beiden Kästen wurden jeweils 5 etwa 3 bis 4 Wochen alte junge Schleiereulen vorgefunden. Sie saßen jeweils auf einer dicken Schicht flachgedrückter Holzreiser. Was war geschehen? Schon Ende März beobachtete Alois, wie Dohlen in beide Kästen Nistmaterial eintrugen. Anfang Mai wurden keine Dohlen mehr gesehen und Turmfalken waren bis Mitte Mai ständig anwesend. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Schleiereulen beide Kästen übernommen und mit dem Gelege begonnen haben. Unklar bleibt, ob 2 Paare zur Brut schritten, oder ob nur 2 verschiedene Weibchen mit einem Männchen gebrütet haben, was wahrscheinlicher ist. Diese Konfigeration ist schon durch Ablesen beringter Altvögel nachgewiesen worden.
Bernd Flehmig 4.7.2012
Schleiereulenberingung
Nochmals Hinweise zum richtigen Beringungsalter
Auch in diesem Jahr konnten wieder nicht alle Jungvögel beringt werden, da die Bruten zum Teil zu spät gemeldet wurden. Wenn die Jungen schon fast voll befiedert sind, ist die Beringung zu riskant. Sie sind dann schon sehr unruhig und können aus dem Brutkasten springen und sind dann verloren. Das ist die Sache nicht wert. Das beste Beringungsalter liegt bei 4 bis 5, maximal 6 Wochen. Der Schleier ist dann voll ausgebildet und das Großgefieder von Flügel und Schwanz ist sichtbar. Da in guten Mäusejahren auch noch Zweitbruten zu erwarten sind, wird eine Kontrolle Ende August – Mitte September empfohlen.
Beispielbilder zum richtigen Beringungsalter: